Tag 38 Back for good

Irgendwie war heute ein nostalgischer Tag. Das Yps-Heft wurde wieder zum Leben erweckt.
Davon hatte ich früher gehört, doch „Mädchen“, „Bravo“, „Miss Vogue“ waren neben den Büchern aus der Bücherei eher bevorzugt, als so ein blödes Yps-Heft mit irgendeinem Gimick.
Das hatte ich mir früher nie gekauft, aber ein paar neue Haustiere, diese sagen umwobenen Urzeitkrebse, hätte ich schon gerne gezüchtet, und weil es hier in der Pampa nicht immer alles gibt, hatte ich prophylaktisch eine Freundin gebeten, danach ebenfalls Ausschau zu halten.
Zeitschriften und Zeitungen sind hier neben Saphire Gin und Tonic Water, wenn man für Letzteres nicht gleich ein Vermögen ausgegeben möchte, neben vernünftigem schon beschriebenem Brot ein alltägliches Problem.
Als ich für mein Patenkind eine vernünftige Kinderzeitschrift suchte, die ich ihm monatlich zusenden wollte, blickte ich zuerst in ein ratloses Gesicht, und irgendwie zweifelte die Dame hinter der Kasse der Tankstelle doch stark an meinem Geisteszustand.
Als die Nachricht aus der Heimat kam, dass die Yps-Hefte hoffnungslos ausverkauft sind, und bereits gestern sämtliche Kiosk und Zeitschriftengeschäftbesitzer heiser waren, da sie den anstürmenden Kunden erklären mussten, dass es keine mehr gäbe, musste ich handeln.
Noch einmal wollte ich nicht von oben herab an der Kinderzeitschriften Tankstelle behandelt werden, also griff ich zum Telefonhörer.
Meine Frage wurde mit einem nasal unfreundlichen: „Häh? Was ist das? Was soll das denn sein? Das haben wir nicht.“ beantwortet. Es war fast so als hätte ich nach der neuesten, allerschlimmsten Pornozeitschrift im erzkatholischen Universums gefragt, die nur unter der Ladentheke verkauft werden darf.
Das sollte mir, der zukünftigen Urzeitkrebs Züchterin, nicht noch einmal passieren.
Ich musste handeln, schnellstmöglich. Ab ins Auto und zur nächsten Tankstelle, die zwei Minuten mit dem Auto von mir entfernt ist.
Ein Hubschrauber umkreiste die Tankstelle, zwei Polizeibullys und zwei Streifenwagen standen davor, und das war dann vielleicht doch keine so gute Gelegenheit nach einem Yps-Heft zu fragen. So fuhr ich bis zum nächsten Kreisverkehr, und sah auf meinem Rückweg, dass das, was an der Tankstelle passiert sein musste, wohl schon etwas länger her war, denn ein Kunde überprüfte zwischen der ganzen Polizei in aller Seelenruhe den Reifendruck seines Autos. Die Luft war also rein, und so hielt ich doch noch schnell an.
Der Verkauf war noch geschlossen, aber eine Angestellte, die davor stand, war so freundlich mir ein Exemplar für en Abend zu reservieren.
Alles wird gut, das dachte ich aber auch nur. Als ich abends mein Heft abholen wollte, war überhaupt keines mehr da, was mir hätte zurückgelegt werden können. Die Dame stand bestimmt noch unter Schock, das konnte ich Ihr wirklich nicht übel nehmen, aber so schnell gebe ich nicht auf. Wenn es hier in der Pampa wirklich Yps-Hefte gab, dann muß doch noch eins für mich aufzutreiben sein.
Supermarkt Nr. 1: negativ, in Supermarkt Nr. 2 war mein Auge schon „Yps-Heft geschult“ um zwischen Stars Wars, Lillifee und was weiß ich nicht noch allem unterscheiden zu können, aber auch hier war weit und breit kein Yps.
Insgeheim fragte ich mich auf dem Weg zu Tankstelle Nr. 3, ob die Tankstelle vielleicht überfallen worden ist, weil die unbedingt ein Yps-Heft haben wollten?
In Tankstelle Nr. 3 traf ich auf zwei nette blonde Teenies hinter der Kasse, die Yps nicht kannten, aber nachdem ich die Urzeitkrebse erwähnte, wussten Sie, was ich meinte.
„Ach die! Mit dem großen „Y“. Ja, die haben wir gehabt. Die haben wir alle wieder zurückgeschickt, die wollte keiner haben!“
ARGGGGHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!
Keine Krebse, keine Zucht, keine lustige Überraschung, wenn man eingeladen ist, und dem Gastgeber mit ernster Miene ein Tüte mit neuen Haustieren überreicht.
Es gibt Tage da gewinnt man, und es gibt Tage da verliert man.
Am Abend kam eine nagelneue Schallplatte bei uns auf den Teller. Wham „Last Christmas“ als Maxi Single, auf der Rückseite des Cover steht 1984.
Das muß ein Druckfehler sein, solange ist das doch noch gar nicht her. Die Platte ist doch gerade erst bei uns pressfrisch eingetroffen, und soll schon 28 Jahre Jahre alt sein.
Je älter ich werde, umso schneller fliegt die Zeit vorbei.
Am Anfang waren es sechs endlose Wochen Sommerferien, die letzten beiden Wochen waren eine Art Countdown bis man wieder morgens früh aufstehen mußte, und zurück in der Schule war gefühlt mindestens ein halbes Jahr vergangen.
Heute knapp zwei Monate vor Weihnachten, sitze ich hier, und denke, daß das doch erst vor gefühlten sechs Wochen war.
Bei„Last christmas“ bin ich schmerzfrei, das kann den ganzen Abend laufen, aber nach dem vierten Durchlauf protestierte mein Umfeld, noch schnell eine Runde „Everything she wants“ von der Rückseite gedreht, und dann verschwanden George und Andy wieder in der Hülle USB, CD, DVD, Cloud, und was es nicht sonst noch alles praktisches gibt, um Musik zu hören, das Knistern und der vollen Klang einer Schallplatte kann dadurch nicht ersetzt werden.
Herr Beethoven seines Zeichens eingefleischter Einheimischer postete heute süffisant, dass er ab Montag stolzer Urzeitkrebsbesitzer ist. Er hatte in der benachbarten Pampa noch ein Heft auftreiben können.
Ich wünsche Ihm alles gute mit seiner Zucht.
Es wird Zeit, dass ich seinen Hund kennenlerne. Der weiß noch gar nicht, dass Schallplatten hervorragend als Frisbee genutzt werden können, und Cover hervorragend schmecken.
Tag 38:
Frühstück: Müsli
Mittag+Abend: bis auf eine handvoll Mandeln ausgefallen, wegen „Yps Jagd“